Seit über fünfzig Jahren habe ich eine ausgeprägte Affinität zu Tieren.
In Kindertagen war ich fasziniert davon, wie sich Regenwürmer in der Hand bewegen. Alles, was ich auf dem kleinen Bauernhof meiner Großeltern an Tierkindern erwischte, nahm ich mit ins Bett, zum großen Unmut meiner Mutter. Angstfrei krabbelte ich fünfjährig einer Milchkuh auf den Rücken, dies geschah über den Kopf des gutmütigen Tieres und gelang erst im zweiten Anlauf. Damals hatten noch alle Kühe Hörner, die sah ich eher als praktische Haltegriffe, denn als gefährliche Waffen. Verletzte Tauben und herrenlose Hunde brachte ich mit nach Hause und meine Eltern waren oft mit meinem starken Interesse an Tieren konfrontiert.
Es gab Schildkröten im Garten, Kanarienvögel in der Stube und Hamster im Kinderzimmer. Meine Mehlwurmzucht scheiterte lediglich an der Hygienevorstellung meiner Erziehungsberechtigten. Sie versuchten, mich mit Stofftieren zu bremsen, was kläglich scheiterte. Die Giraffe Nelli hielt meinen reiterlichen Eskapaden nicht stand, obwohl sie einen Knopf im Ohr hatte. Mein Pflegehund Fritzi hatte mit mir im Hamburger Stadtpark viel Spaß, zu der Zeit kannte ich Hunde nur an der Leine oder an der Kette.
Später durfte ich Reitstunden nehmen, was meine Mutter, angesichts der geruchlichen Intensität, oft an den Rand der Belastbarkeit trieb. Meine Leidenschaft für Equiden war kaum zu bremsen. Eine meiner Großmütter lebte in Luhmühlen, das hat mir eine recht qualifizierte Ausbildung rund ums Pferd beschert, damals bekam man auch noch theoretischen Unterricht und Geschirrkunde. Dort hatte ich den allerersten Kontakt zu einem Esel, er stand in der hintersten finsteren Ecke eines Anbindestalls und ich durfte mit ihm spazieren gehen, das war nicht so erquicklich.
Als ich geübt genug im Umgang mit Pferden war, durfte ich auf der Trabrennbahn in verschiedenen Ställen mit anpacken und bewegte Rennpferde im Training. Mein erstes Pferd kaufte ich mit sechzehn Jahren auf Abzahlung, dafür jobbte ich nach der Schule, doch die Kosten fraßen mich auf und so fand ich einen hervorragenden neuen Besitzer im Stall und das Tier konnte in seiner gewohnten Umgebung bleiben.
Es folgte eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin, die erste eigene Wohnung, diesmal mit Katze, Wachtel und Hase. Dann Heirat und Kind, ab jetzt begleiteten uns Hunde. Der Job auf einem Gestüt bescherte einen traumhaften Wohnraum und meine Tochter hatte ihr erstes eigenes Pony. Der Arbeit hielten meine Sehnen nicht stand und wir mussten gehen, Trennung, Scheidung, Neuanfang.
Mein Lebensweg ließ mich in Texas auf 's Pferd steigen, durch die Pampa de Quinoa reiten und den Busch Australiens vom Rücken eines Pferdes erleben. Kinder haben mit unseren Ponys Western-Turniere und Wander-Ritte erlebt. Niemals hörte ich auf mich weiter zu bilden, immer gehörten Tiere in mein Leben, ich durfte lernen und lehren.
Die besten Lehrmeister sind die Tiere, sie zeigen mir täglich was korrekt läuft und wo ich besser werden darf. Meine Viecher dürfen ihren eigenen Charakter behalten, sie arbeiten großartig mit und lehren mich Souveränität, Umsicht, Geduld und Gleichmut. Außerdem hält mich der Körpereinsatz fit. Meine Ziegen zogen 2012 ein 2013 kamen die Hühner und Hasen, 2014 begann das Abenteuer Esel.
Ein Bekannter sprach mich an, ob ich in meiner Menagerie nicht auch Esel hätte, da er jeden ersten Advent auf seiner Hof-Weihnacht eine Lebendkrippe hätte, in der er, diese biblischen Geschöpfe gern ausstellen würde.
Die Saat war gepflanzt.
Genau zu diesem Zeitpunkt wurden in den Kleinanzeigen einer hiesigen Zeitung Esel angeboten. Fachliteratur war schnell besorgt und genauso temporeich durchgearbeitet. Die Esel suchten noch immer einen neuen Platz, weil der frühere Eigentümer sie aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste. Die übergewichtige, skeptische, eher misstrauische Suse und ein gerade abgesetztes neugieriges Hengstfohlen namens Wigal erwarteten mich beim Besichtigungstermin. Die freundlichen, sehr bemühten Halter zeigten mir ihre überaus gepflegte Anlage. Es kam zum Vertragsabschluss.
In meiner Naivität ging ich davon aus, dass meine Erfahrungen mit Pferden hier schon ausreichen würden, um diesen Tieren gerecht zu werden. Suse lehrte mich eines Besseren. Sie kannte eine mir unbekannte Technik, die mich immer wieder auf den Asphalt fallen und der davon galoppierenden Eseldame hinterher blicken ließ. Meine geschundenen Knie und die Schmach, einfach ausgetrickst worden zu sein, waren schier zum Verzweifeln. Suse rempelte jeden einfach um und haute mir mit ihrem Kopf mehrmals Kinnhaken. Es folgten Nachtwanderungen und immer wieder liefen die Tiere vor mir her, sie drehten sich um und wenn ich nah genug war, beschleunigten sie. Langsam glaubte ich, die bisher blödeste Entscheidung meines Lebens getroffen zu haben.
Doch dann kam ein Bekannter, der mit den Tieren gern spazieren gehen wollte. Auf 's Schlimmste gefasst, legte ich die Halfter an und wir marschierten los. Es war eine unglaubliche Erfahrung zu sehen, wie die Dickmadame mit durchhängendem Strick diesem Mann hinterher wackelte, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Mein Ehrgeiz war geweckt, ich wollte verstehen.
Mein Verstand bekam Unterstützung, Lenchen, eine kleine alte Eselin suchte ein neues Heim. Diese Begegnung war so ganz anders, als das erste Treffen mit Suse und Wigal. Lenchen war mir sofort extrem zugetan und schlüpfte mit ihrem Kopf unter meine Jacke. Einen derartigen Hilferuf konnte ich nicht ignorieren, außerdem wollte ich eine Freundin für Suse. Bei Schnee und Eis hatte ich ich wieder freundschaftliche Unterstützung beim Transport und Lenchen zog zu uns.
Lenchens Zähne waren in einem grausamen Zustand, ihre Figur ebenfalls nicht ideal für einen Esel. Sie fuhr mit Wigal in die Klinik. Wigal wurde kastriert und Lenchens Zähne wurden das erste Mal behandelt. Es kamen in den folgenden Monaten noch zwei Hausbesuche hinzu, bei denen mehrere Zähne gezogen werden mussten und jedesmal ein Korrektur-Schliff erfolgte. Die Falten über Lenchens Augen und Nüstern sind verschwunden, sie brummt, beißt und tritt um sich, wenn es um ihre eingeweichten Heupellets geht und ist eine unglaubliche Bereicherung, sie lehrt Suse Vertrauen, spielt auf der Koppel und ist sagenhaft schmusig, doch wehe irgendetwas passt ihr nicht, sie zwackt sofort und man weiß gleich woran man ist .
Nun war es ein Kleeblatt eine kleine alte Gouvernante, die ängstliche unsichere Suse,die jeden Riegel öffnen konnte und ihr kleiner Bruder Wigal. Wigal wollte spielen aber die Mädels zogen nicht mit, der Gedanke an einen Spielkameraden für Wigal wuchs. Beim nächsten Ausstellungstermin hatte Lenchen ein dickes entzündetes Auge, so konnte man sie unmöglich ausstellen und Suse hätte bei einer Trennung aufgrund ihrer Verlustängste hysterisch reagiert. Der Veranstalter wollte diesmal gern noch eine Ziege dabei haben und so kam Wigals Kumpel Wishnu mit. Vormittags kaufte ich einen Viehanhänger, fuhr zig Kilometer, erstand Blue Merlin, den neuen eseligen Kameraden für Wigal und führte die Tiere auf neutralem Boden zusammen. Merlin war in einem erbärmlichen Zustand, verunsichert, schwach, doch das gutmütigste Wesen seit meiner Begegnung mit der anfangs erwähnten Milchkuh. Er fürchtete unseren kastrierten Ziegenbock, der ihm diese Angst schnell nahm. Meine Jungs stehen und fressen gern zusammen, sie spielen wild und nicht selten darf ich kleine Wunden versorgen.
Der Neuzugang war Hengst und so purzelte nach zwölf Monaten Trächtigkeit eine süße kleine Stute ins Stroh. Suse ist eine super Mama und den Herrn Papa habe ich ebenfalls kastrieren lassen, somit ist die kleine Herde komplett. Aus Platzgründen sind die Ziegen ausgezogen.
Das ist einige Jahre her und wir wachsen aneinander, jeder für sich und doch miteinander.
Werden Sie ein Teil dieses Prozesses, wir freuen uns.
Meine sportlichen Ambitionen sind nicht sehr ausgeprägt und der Schwerpunkt des Interesses liegt in der Grundausbildung von Mensch und Tier.
Meine Qualifikationen:
2024
2023
2022
2021
2020
nun werden Erwachsenen Schulungen für die Grundlagen Eselhaltung und -erziehung angeboten.
2019
2018
2017
2016
Seit diesem Jahr werden Eselwanderungen und Kurse für Kinder mit Eselaktivitäten angeboten, Smörguld wird geboren.
2015 Lenchen und Merlin erweitern die Gruppe
2014 die ersten Esel werden angeschafft, die schöne Suse a. d. Liese und ihr kleiner Halbbruder Wigal von Philip einem Eselhengst aus Bodenkirchen
2001
2000
1997
1994
1990
1989
1988
1987
1985
1979
1976
1974
beruflich Krankenpflegehelferin und Bürokauffrau gelernt, arbeite bei einem Tierarzt
1962 in Hamburg geboren,